Angekommen in Gaoual :)

 

So ihr lieben – hier wiedermal ein Update von mir ;)

 

Kindergarten

Diese Woche fing ich mit dem Kindergarten an. Da ich am Vormittag Ruven unterrichte, mache ich den Kindergarten an 3 Nachmittagen. Und um ehrlich zu sein habe ich mir das alles ein bisschen einfacher vorgestellt. Das große Problem ist die Sprache! Es sind EIGENTLICH 9 Kinder im Kindergarten (es kommen trotzdem jedes Mal 20 zu viel) und kein EINZIGES Kind kann einen Pips Französisch. Entweder reden sie Pular, Tschaka oder Malenke! Tja.. man kann also nochmals 10x das gleiche sagen, sie verstehen es immer noch nicht. Ich überlegte schon den Kindergarten auf Schwitzerdütsch zu machen, da es eigentlich keinen Unterschied machen würde, und für mich viel weniger vorzubereiten. Doch  das verwarf ich dann doch ganz schnell wieder ;) .. Am Anfang hatte ich einen der mir ein bisschen übersetzte, doch das klappte dann nicht so ganz. Jetzt muss man ihnen mit wirklich einfachem Französisch, mit Händen und Füßen vormachen und zeigen was man meint. Es ist wirklich wahnsinnig anstrengend und die Lebendigkeit bzw. das andere Verhalten der Kinder macht es nicht einfacher. Nachdem Marietta und ich, (sie hilft mir so lange sie noch da ist) nach dem ersten mal Kindergarten komplett fix und fertig darüber redeten was für ein Chaos es doch war, meinten Matthias und Priska dass doch alles super ruhig und gut abgelaufen ist. Wir konnten sie nur noch mit großen Augen anschauen… Doch auf der anderen Seite sieht man was für einen großen Spaß die Kinder haben & sich freuen aus ihrem Alltag für 2h rauszukommen! Vor allem wenn ich die Ukulele raushole & wir zusammen singen, haben sie einen riiiiiießen Spaß! Habe ein Lied gefunden dass genau aus 3 französischen Wörter besteht: Bonjour les amis bonjour, bonjour les amis bonjour .. & am Schluss immer: Au revoir les amis au revoir… die Kinder LIEBEN es! ;)

Schule/ Ebola

Ein weiteres großes, bzw. das größte Thema überhaupt zurzeit,  sind die Schulen in Guinea. Aufgrund von Ebola, sind immer noch alle Schulen im ganzen Land geschlossen & werden das auch auf unbestimmte Zeit bleiben. Auch wenn es hier in Gaoual noch keine Vorfälle gab, kann man die Schulen nicht öffnen, da sonst Kinder aus anderen Regionen hier her kommen würden & dann eventuell die Krankheit durch das Reisen verbreitet wird. Und das ist echt der Wahnsinn! Man merkt richtig, dass die Kinder und Jugendlichen keine Lust mehr auf Ferien haben und auch absolut nicht mehr wissen was sie tun sollen. Doch allgemein das Schulsystem hier in Guinea ist nicht gerade das beste, sondern eines der schlechtesten der Welt! 5. & 6. Klässler könnte man anhand ihres Könnens bei uns mit 2. Klässlern vergleichen. Wenn die Schulen nicht bald öffnen, könnte es sogar sein, dass es ein "annee blanche“ gibt – also einfach ein ganzes Jahr keine Schule im ganzen Land, da der Stoff nicht durchgebracht werden könnte. Und das wäre wirklich eine Katastrophe!

Gottesdienst/ Chor

Der Gottesdienst hier ist wirklich so bunt und lebhaft wie im Bilderbuch & überhaupt nicht mit unserem Gottesdienst zu vergleichen! Es fängt damit an, dass die Leute so zwischen 9 und halb 10 mal alle langsam eintrudeln und dann irgendwann mit Singen begonnen wird. Doch der Chor hier ist wirklich der Hammer! Es ist ein Jugendchor von ca. 10 Jugendlichen, die in mindestens 4 verschiedenen Stimmen lauthals singen und natürlich ganz selbstverständlich dazu tanzen!

Am Samstag war ich das erste Mal auf der Probe dabei & für sie war es natürlich ganz selbstverständlich, dass ich ab jetzt fix mitsinge. So kam es, dass ich am nächsten Morgen ziemlich beschäftigt darauf achtete, meine Stimme zu halten, die noch nie zuvor gehörten Lieder in mindestens 3 noch nie gehörten Sprachen, den natürlich auswendigen Text dazu & in einem ungewohnten Takt mitwippend meine Lippen halbwegs so zu bewegen, dass keiner merkte, dass ich eigentlich überhaupt keinen Tau von irgendwas hatte. Tja.. auch ansonsten ist der Gottesdienst ein klein wenig anders. Es ist alles viel spontaner, kein bisschen verkrampft, Emotionen werden freien Lauf gelassen,… Die Leute werden auch viel mehr einbezogen & es werden immer verschiedene Leute aufgerufen um aus der Bibel vorzulesen, laut für bestimmte Dinge zu beten usw.. (Bei diesem Teil werde ich plötzlich auf unerklärliche Weise immer kleiner). Während man bei uns auch exakt darauf achtet, keine 2 Minuten zu überziehen, ist das hier eher intuitiv. Da kann es gut sein, dass ein Gottesdienst mal 2 ½ h dauert. Doch nichts desto trotz gefällt mir diese lebendige Art, die Echtheit und die Freude, die man ihnen ansehen kann, wirklich wahnsinnig gut!

Volleyball/ Team

Matthias und Priska haben vor ca. 2, 3 Jahren ein Volleyballteam gestartet. Jeden Sonntag und Donnerstag wird trainiert – und ich bin mit von der Partie & es macht mir wirklich großen Spaß! Vor allem spielen sie echt gut!

Auch unser Team ist echt genial! Es sind alle total cool drauf & ich verstehe mich (bis jetzt ;) mit allen super! Freitagnachmittag ist immer unser Teamnachmittag. Da singen wir gemeinsam, beten, tauschen uns aus, verschiedene Infos werden geteilt usw...

So nun noch ein paar Dinge, die man wissen sollte..

  • Fahrradfahren muss hier ganz neu gelernt sein! Die Herausforderung besteht darin, den langen Rock/ das lange Kleid so festzuhalten, dass es nicht in die Ketten kommt, darauf zu achten, dass der Rock ja nicht über die Knie rutscht, trotzdem nicht einhändig zu fahren, da es bei diesen Buckelpisten und Sumpflöchern nicht gerade empfehlenswert wäre, zu versuchen eine gute Geschwindigkeitsbalance einzuhalten, damit man nicht komplett tropfend ankommt, sich unbedingt auf die Straßen konzentriert um sich nicht zu verfahren & ja nicht zu vergessen nebenher die Leute zu grüßen!
  • Müll, Essensreste werden hier einfach immer auf den Boden geschmissen. Egal ob bei sich zu Hause, bei anderen, oder wenn man essen geht.
  • Arbeit ist hier so gut wie nichts wert. Mein Kleid, dass ich bei der Schneiderin nähen ließ hat 30.000 Guinea Franc - umgerechnet ca. 3€ gekostet! 70€ ist hier so der durchschnittliche Monatslohn (bei einer Familie mit 7 Kinder ist das dann  nicht so einfach...)
  • Als weiße bist du hier eine Sensation! Es gibt genau 11 Weiße hier - unser Team..
  • Aufwendig gemachte Kleider, Autos, Motorräder & Fahrräder sind hier Statussymbole!
  • Kinder werden hier anderen Leuten anvertraut. Die meisten wachsen bei einem Bruder, Freund, Onkel... auf & werden wie ihre eigenen Kinder großgezogen
  • Das wichtigste Wort auf Pular ist: „jamtun“ (immer Friede). Auch wenn man nichts versteht einfach immer: jamtun, jamtun, jamtun, .. nach dem 5.x jamtun sollte man dann viell. doch mal etwas anderes sagen..
  • Das erste was man macht wenn Besuch kommt, oder man zu jemandem geht ist einen Stuhl anbieten!
  • Kleinmotorisch sind die Kinder hier wirklich nicht gut! Auf der anderen Seite können 10 jährige Kinder jedoch ohne Probleme ein Essen für die ganze Familie kochen! (GANZE Familie heißt ein bisschen was anderes als bei uns)
  • Während europäische Kinder nach 5 min. schon anfangen unruhig zu werden, können afrikanische Kinder ohne Probleme 3h still sitzen und etliche mahle das gleiche spielen…
  • Kinder werden immer nach einer bestimmten Person benannt
  • Bei uns in Europa ein kleines 5-Plätze-Auto = in Afrika ein mindestens 9 Plätze Auto & zu diesen 9 Erwachsenen kommen dann meistens noch ein paar kleine Kinder dazu..
  • Zieht niemals zum Volleyballspielen ein weißes Oberteil an! Die Durchsichtigkeitsgefahr liegt bei 100% !! (Zum Glück ist das in Afrika nicht so schlimm, so lange man die Beine nicht sieht ;)

So das wars für heute – werde euch auf dem Laufenden halten!

Bis dann eure Nadina :D