Hochzeit, Rituale, Alltag, Télimélé, ..

 

Hallo alle zusammen. Habe wiedermal einen neuen Blogeintrag für euch! Viel Spaß beim lesen!

 

Hochzeit von Nene (Nachbarin, meine zweit Schneiderin und auch unsere Wäschefrau)

Die Hochzeit, bei der ich hautnah dabei sein durfte, war für mich ein total interessantes kulturelles Erlebnis. Deswegen habe ich euch alles etwas genauer aufgeschrieben.

Also eig. fing alles schon einen Tag vor der wirklichen Hochzeit an. Den ganzen Tag lief bei ihnen im Hof die Musik und man backte und kochte für den Tag der Hochzeit. Am Morgen dann, brachte Elian die Geschenke vorbei und ging mit ihnen in den „Salon“ – (wo diese wunderbaren, sehr interessanten kunstvollen Frisuren entstehen :P) Den Reis den sie gekocht haben, wurde für alle Ehrengäste schon im Voraus verteilt.

Am Nachmittag fuhren wir dann endlich mit unserem Auto los Richtung Stadt (eingequetscht zwischen Frauen und Babys), wo die Braut mir ihrem Bräutigam war. Dann stiegen alle auf ihre Moto Taxis und Autos und wir fuhren im Convoy los. Unser Auto war ein Land Rover, der hinten eine Ladefläche hat. Ich stieg hinten auf, da im inneren des Autos schon alles pumpevoll war! – Es war echt krass! Wir waren so viele auf der Ladefläche, dass ich echt teilweise ernsthaft Angst hatte rauszufallen. Am Anfang standen wir alle noch – doch als Simon gefühlt über die Schlaglöcher drüberflitzte, setzte ich mich irgendwann an den Rand, obwohl auch das nicht viel sicherer war. Den Afrikanern schien es nicht groß etwas auszumachen. Sie sangen, schrien und winkten - die totale Party :P Als wir dann am Festort ankamen, lachten mich zuerst einmal alle aus, weil ich vom Staub total braun war! – Sie verstanden natürlich nicht, dass sie mindestens genau so dreckig waren! :P Zumindest weiß ich jetzt ganz genau warum man in Afrika schwarz ist – es ist wirklich von Vorteil! ;) Jedenfalls war ich dann froh als wir ankamen und ich vom  Auto krackseln konnte!

Wir Portos (weiße) bekamen dann natürlich wieder einen Ehrenplatz bei der Braut. Die einzelnen Gruppen wurden dann vorgestellt und tanzten vor. Elian und ich wurden auch einfach mitgezogen. Man tanzt zur Musik und schmeißt Geld in die Luft, das man nachher wieder aufsammelt, in eine Schüssel gibt – und am Schluss der Braut zu Gute kommt. Danach war man noch dort und ich musste für unzählige Fotos herhalten – als Weiße ist man hier immer noch eine Sensation! Jedenfalls ging dann alles wahnsinnig schnell, plötzlich löste sich alles auf und die, die noch rechtzeitig kamen, hatten einen Platz im bzw. auf dem Auto. Ich war zu spät dran, doch ich war gar nicht so traurig mit einem Moto-Taxi zurück zu fahren ;)

Man fuhr zurück zu ihrem Hof, wo das Fest anscheinend noch weiterging. Dort angekommen saßen wir einfach ein bisschen. Plötzlich kam eine Frau zu mir und sagte ich soll mitkommen um Fotos zu machen. Ich folgte ihr also ins Haus in einen Raum, wo Nene am Boden saß, laut schrie und heulte. Die Leute die ihr Nahe standen machten es ihr nach – spritzten sich Wasser ins Gesicht und fingen auf Kommando an zu heulen. (Auf einer Hochzeit muss die Braut traurig sein, da sie ja von ihrer Familie weggeht). Ganz viele Frauen standen rundum und fingen laut an zu singen und zu tanzen. Ich konnte nicht verstehen was sie sangen. Jedenfalls war ich echt irritiert und mir wurde es zu stickig und laut in diesem engen Raum, deswegen ging ich wieder. Ich hatte sowieso keine Ahnung von was ich da jetzt Fotos machen sollte.. vor allem war es dunkel im Zimmer, so dass ich den Blitz gebraucht hätte. Doch kaum war ich draußen, wurde ich wieder hineingeschoben und sie machten mir klar, dass ich von Nene Fotos machen sollte, wie sie weint. Es war mir echt unangenehm, trotzdem schoss ich dann ein paar und ging wieder raus. Doch man hatte wohl keine Gnade mit mir, denn gleich darauf wurde ich wieder hineingezerrt. Die Frauen tanzten und sangen vor ihr (tanzen sieht übrigens immer gleich aus bei solchen Festen - Po raus, Oberkörper nach vorne gebeugt, Ellbogen raus und mit den Füßen fest im Rythmus auf den Boden stampfen) Man forderte mich auf das gleiche zu tun, doch umso froher war ich als genau in diesem Moment ein Mann kam und uns rausscheuchte.

Ich setzte mich draußen wieder auf einen Stuhl, als man kurze Zeit später mit Nene in den Armen, die mit weißen Tüchern umwickelt war, hinaus kam. Man brachte sie zum Auto und legte sie hinein. Nach ewigen Diskussionen, wer jetzt mitfahren darf und wer nicht, fuhren wir los um Nene zu ihrem Mann zu bringen. Wieder total viele Menschen im und auf dem Auto – ich war wieder auf der Ladefläche, wo ich mich an allem was ging festkrallte :P  Jedenfalls kamen wir dann dort an und man trug Nene aus dem Auto auf eine Matte am Boden. Sie war mit weißen Tüchern umhüllt und man konnte ihr Gesicht nicht sehen. Alle Frauen machten einen großen Kreis um sie herum, sangen und tanzten wieder, während sie verschleiert am Boden lag. Ich fragte mich wie sie sich wohl fühlt. Ob sie weint, ob sie sich freut, ob sie Angst hat vor der bevorstehenden Nacht, wo sie allen beweisen musste, dass sie noch Jungfrau ist,.. ich weiß es nicht. Nach einiger Zeit packte man sie dann wieder auf den Rücken und man lief mit ihr ein paarmal um einen Baum herum (keine Ahnung  warum, anscheinend soll das ein Segen sein, dass sie viele Kinder bekommt..) und brachte sie dann ins Haus. Wir gingen dann, weil wir total müde waren, doch die anderen feierten bis tief in die Nacht noch weiter.

Kindergarten

Im Kindergarten läufts soweit gut! Ich habe die Kinder echt total gern & es macht echt Spaß mit ihnen, obwohl sie manchmal echt anstrengend sind & sie mich oft total nerven, haben wirs gegen Schluss eig. immer wieder gut miteinander ;)

Ich habe eine neue im Kindergarten. Pinta, die Fatou anvertraut ist. Sie ist in letzter Zeit recht vernachlässigt worden & war verwahrlost als Fatou in Gambi war. Deswegen freu ich mich umso mehr, dass sie dabei sein kann. Ich habe das Gefühl sie blüht total auf und hat richtig Spaß! So oft lachen habe ich sie schon lange nicht mehr gesehen! ;) Ich merke jetzt auch total den Unterschied zwischen ihr und den anderen Kindern! Die anderen Kinder verstehen mittlerweile schon recht gut Französisch. Am Anfang verstanden sie, so wie Pinta jetzt, wirklich NICHTS! Doch da ich kein Pular kann, müssen sie mit mir halt Französisch reden & das tun sie eig. auch ganz gut! Auch wenn es recht gebrochen ist können wir uns gut verständigen - echt motivierend für mich und schön solche Fortschritte zu sehen, die ich wahrsh. gar nicht sehen würde, wenn ich keinen Vergleich hätte!

Schule Action Vivre

An zwei Mörgen bin ich in die Action Vivre Schule gegangen, um mir den Unterricht mal genauer anzuschauen.

Doch zu aller erst müssen alle Kinder bevor sie zum Tor in den Hof reinkommen, die Hände waschen & mit der Fiebermesspistole gemessen werden. Um virtel vor 8 ist dann immer der sogenannte Fahnenaufzug. Alle Schüler stehen schön aufgereiht Klassenweise da, singen ihre Hymne, während die Guinea Fahne raufgezogen wird. Der Direktor schreit noch ein paar Befehle, die die Kinder dann ausführen müssen (Schritt nach rechts, nach links, Hand ausstrecken,..) Dann betet einer der Lehrer für den Tag, und alle gehen schön gereiht in ihre Klassen.

Am ersten Morgen, war ich in der ersten Klasse mit dabei. Über 50 Schüler sitzen in den Schulbänken einer Klasse.  Ich habe es wirklich extrem spannend, interessant und schockierend zugleich gefunden! Die Art und Weise wie sie unterrichten, bin ich mir wirklich gar nicht gewohnt. Alles auswendig herunterleiern, die Kinder die mit ihren weit ausgestreckten Ärmchen "moi Monsieur moi Monsieur, moi Monsieur" schreien, obwohl sie die Antwort dann doch nicht kennen, der Unterricht komplett ohne Anschauungsmaterial stattfindet, und der Lehrer vorne, der ohne seinen Stock wohl verloren wäre. Obwohl es der Lehrer in der zweiten Klasse auch schaffte ohne schlagen für Ruhe zu sorgen – bekamen sie aber auch da ab und zu  eins auf den Kopf.

Das ist das was mich wirklich schockiert. Ohne Peitsche, oder Stock hören die Kinder nicht. Doch sobald man die Hand erhebt, können sie auf einmal das machen, was von ihnen verlangt wird.

Alltag

Der Afrikanische Alltag wird immer mehr zur Gewohnheit für mich. Ich sitze zu ihnen in die Höfe, gehe mit an den Fluss  Kleider waschen, esse bei ihnen, gehe mich zöpfeln, gehe auf den Markt usw. Mehr als je zuvor fühle ich mich irgendwie als ein Teil von ihnen.  Das liegt wohl zum einen Teil daran, dass ich mich in der Kultur immer besser auskenne, mit ein paar guten Kontakt habe, und es auch mit der Sprache immer besser geht! J Mit den Jugendlichen vom Chor habe ich es auch recht gut –letzten Sonntag habe ich mit ihnen „This little light of mine“ gesungen. Sie freuen sich immer waaahnsinnig, wenn ich ihnen ein Lied beibringe.

Übrigens ist Daniela vor einem guten Monat in die Schweiz, in den Heimatsaufenthalt gegangen. Mir fiel es echt schwer, dass sie ging, da sie für mich die Bezugsperson war & ich mich einfach super mit ihr verstand. Sie fehlt wirlich hier, doch mit den anderen vom Team habe ich es auch super ;) 

Nachdem Daniela gegangen ist, war Ilona in ihren Ferien noch eine Woche bei mir in Gaoual zu Besuch :)

 

Télimélé

Übrigens schreibe ich euch gerade von Télimélé aus. Am Montag bin ich nach holprigen Straßen, extremen Gliederschmerzen und Muskelkater nach 5 Stunden gut mit dem Moto-Taxi hier angekommen. Es war echt eine spannende Fahrt und auf jeden Fall ein Abentheuer wert! :D Ich bin mit Elhatschi, einem Nachbar von Rychens hergekommen, der dann am gleichen Tag wieder zurück gefahren ist! – echt verrückt diese Afrikaner :P

Ich bin für 2 Wochen hier bei den anderen Kurzzeitlern, bei Ilona, Amelie und Sandro in der WG. Am Morgen gehe ich meistens mit Amelie mit in ihren Kindergarten, und am Nachmittag mit Ilona ins Centre d´Etude, wo sie Englisch unterrichtet. Es ist total spannend, wie sie hier leben, wie ihr Alltag abläuft, was gleich ist wie bei mir in Gaoual, und was sich unterscheidet! Das Klima hier ist es auf jeden Fall schon Wert genug noch ein bisschen zu verweilen! ;) Rychens, die ihre Ferien in Dalaba verbringen, bringen Luna und Ruven nächste Woche hier her nach Télimélé. Eine Woche wird dann hier mit Ruven Schule gemacht. Zurück fahren werden wir mit Ringenbachs, Amelie und Sandro, die uns über Pfingsten in Gaoual besuchen kommen J

Gebetsanliegen:

Momentan ist recht viel los bei uns in Gaoual, bzw. in unserer Schule und Gemeinde. Ein Sache folgt der anderen. Ich habe vor allem drei Geschehnisse, die mir am meisten am Herz liegen herausgenommen, um euch kurz davon zu erzählen, mit der Bitte, dass ihr für diese Familien betet.

Vor kurzem kam heraus, dass Monsieur. Samuel, unser Chorleiter über längere Zeit ein Verhältnis hatte, während seine Frau (meine Schneiderin) hochschwanger zu Hause saß. Da ihn der Mann von dieser Affäre umbringen wollte, flüchtete er nach Conakry.

Vor ein paar Wochen ist der 2-jährige Sohn von Madame Mami (sie sang auch bei mir im Chor) aus unerklärlichen Gründen gestorben. Wahrscheinlich an Malaria.

Ein weiteres tragisches Erlebnis, ist erst gerade vor ein paar Tagen passiert. Der Brunnen von Rychens musste vertieft werden, da sie zu wenig Wasser hatten. An diesem einen Tag sollten sie eig. fertig werden, als ein Arbeiter stolperte und kopfüber in den 12m tiefen Brunnen fiel. Mma. Saliou (der Mann von Fatou) war zu dieser Zeit gerade im Brunnen unten am graben. Zum Glück hatte er einen Helm an, denn der Mann fiel direkt auf ihn drauf. Man zog ihn dann an den Füßen herauf, worauf er im Krankenhaus kurze Zeit später starb. Mme Saliou kam mit starken Schmerzen am Kopf und am Rücken noch relativ heil aus dieser Sache heraus.

Danke für euer Gebet!

Bis zum nächsten mal!

eure Nadina