Viiiiiel neues!

 

Haaaallo wiedermal!

War heute wiedermal total überrascht, wie schnell die Zeit vorbei geht! Jetzt bin ich schon 6 Monate hier und in 4 Monaten schon wieder im Ländle. Echt Wahnsinn, wie schnell alles geht.

Kurzes Wohnen bei Daniela:

Letzte Woche war die Retraite in Dalaba. Da Meyers und Vögelis schon vorher ein paar Tage nach Labe fuhren (2h von Dalaba entfernt) – wohnte ich diese paar Tage bei Daniela. Sie ist die einzige vom Team und auch sonst von allen Missionaren der SAM, die kein Fließend Wasser hat. Das WC (Plumpsklo) und die Dusche befinden sich draußen. Seit 12 Jahren lebt sie hier, und ist damit jedoch total zufrieden und möchte es gar nicht anders haben. Genau gleich wie die Afrikaner muss sie das Wasser an der Pumpe vorne pumpen gehen und nach Hause transportieren. Auch sonst ist alles viel afrikanischer bei ihr. Sie hat keinen Hof, so wie wir anderen, sondern ist direkt mitten im Geschehen. Bei ihr sind auch den ganzen Tag immer Leute! Noch viel mehr als bei Meyers – bei denen man an einem Tag, wenigstens ein paar wenige Stunden Zeit für sich hat. Doch genau das bewundere ich an ihr! Sie hat immer Geschichten zu erzählen, ist immer positiv, mit ihr kann man super lachen, sie kann mir viel über die Kultur und die Leute hier erzählen und ich mag es einfach mit ihr zusammen zu sein! Die Sache, die ich jedoch recht hart für mich wird, ist dass sie in 3 Wochen für 5 Monate in den Heimatsaufenthalt in die Schweiz geht. Das wird für mich nochmals eine totale Umstellung werden, und zumindest für die erste Zeit nicht einfach werden für mich.

Retraite:

Die Retraite war wieder einmal eine super Woche! Für die, die es noch nicht gelesen haben – Alle  Missionare in ganz Guinea von der Organisation SAM treffen sich jedes Jahr für eine Woche in Dalaba. Dieses Jahr gab es 2 Retraiten. Für mich natürlich total cool, da ich alle wieder sah und wir uns schon kannten. Vor allem mit den anderen Kurzzeitlern hatte ich eine super Zeit!

Labe:

Nach der Retraite wären  Daniela, Rychens und ich für ein paar Tage nach Labe gegangen. (2h von Dalaba entfernt). Doch Daniela musste schon nach 3 Tagen in Dalaba aus bestimmten Gründen  abreisen, deswegen war ich alleine mit Rychens hier in Labe bei Jenny – ebenfalls einer Missionarin, die schon eine sehr lang Zeit hier in Afrika lebt.

Als wir von Dalaba abfuhren, machten wir einen Halt in Pita und besuchten eine ältere Frau, die ganz zufällig die Cousine von Queen Elisabeth ist! :P Sie ist mit 70 Jahren von England nach Guinea ausgereist und lebt jetzt schon über 10 Jahre hier. Sie ist wirklich eine beeindruckende und interessante Frau. Sie lebt in einem einfachen schönen Häuschen, fährt noch selber Auto und fühlt sich puddelwohl hier. Die Vorstellung dass eine Adlige alleinstehende, ältere Frau in einem der ärmsten Länder der Welt wohnt und total zufrieden ist hier, beeindruckt mich schon sehr.

Da Rychens hier in Labe viele Leute kennen, machten wir viele Besuche und es war total interessant wie die verschiedensten Leute wohnen und leben. Die einen total wohlhabend (so wie man es in Gaoual nie sehen würde), die anderen wieder in einfachen Rundhütten. Auch Missionare von Amerika besuchten wir.

Priska und ich waren auch zusammen „shoppen“. Von Stoffen, zu Schmuck, Kosmetiksachen, Schuhen, Second Hand Markt,.. Sachen die man in Gaoual einfach nicht bekommt, oder nur in einer viel kleineren Auswahl. Mit Matthias war ich auch noch dreimal auf dem Markt. Ich mag die Märkte total gern. Obwohl es total chaotisch, laut, vollgestopft mit den verschiedensten Sachen ist, Moto-Taxis die sich gefährlich schnell überall durchschlängeln, mag ich das Leben, das Abenteuer, die Farben, die ungewohnten Lebensmittel, die verschiedenen Früchte, das Handeln und diskutieren, dass mir immer leichter fällt – vor allem wenn sie wiedermal einen extra „Prix Porto“ – Preis für die Weißen angeben, die Gassen, das Menschengewimmel, das Aussuchen der Stoffe,.. Es wird nie langweilig, da man immer wieder neue ungewohnte Sachen entdeckt.

Hier eine Karte zum Überblick: Missionare in - Gaoual, Labé Télimélé, Conakry, Kissidougou, Macenta

Von der Distanz her, sieht alles recht Nahe aus - doch auf Grund der Straßenverhältnisse:

Gaoual - Labé (ca. 230 km - 6 Stunden Autofahrt)

Gaoual - Télimélé (ca. 140 km - 5 Stunden Autofahrt)

Gaoual - Conakry (ca. 400 km - 12 Stunden Autofahrt)

 

Schule mit Ruven

Dafür waren die letzten 2 Monaten mit der Schule und dem Kindergarten nicht immer einfach.

Mit Ruven habe ich es zwar immer noch total gut & wir sind ein gutes Team. Die Motivation und die Freude an der Schule ist auf jeden Fall vorhanden. Ihm macht der Unterricht und das Lernen Spaß. Auch mit dem Material, dass wie ich finde total vielseitig und gut aufgebaut ist, hat er viel Freude. Ruven hat aber auch sehr hohe Ansprüche an sich selbst und steht oft unter seinem eigenen Druck von Anfang an alles zu können und fehlerlos zu arbeiten. Auch sucht er bevor er etwas niederschreibt oft die Bestätigung von mir, dass es ja richtig ist. Da kann schon ein Fehler bei einem Diktat der Auslöser für eine riesen Szene und Ausraster sein. Zweimal musste ich den Unterricht abbrechen, da es nicht mehr gegangen ist und ich mit meinen Nerven am Ende war und nicht mehr wusste was ich tun soll. Wir hatten dann ein langes Gespräch mit Matthias und Priska und seitdem ist es zum Glück nicht mehr vorgekommen.

Kindergarten:

Im Kindi war es für eine Zeit lang auch sehr demotivierend für mich. Ich hatte das Gefühl, die Kinder sehen es nicht mehr als etwas Besonderes an, hier sein zu dürfen. Sie erwarteten immer und immer mehr und waren nicht mehr mit dem einfachen zufrieden. Zudem finde ich es extrem schwierig wie man mit den Kindern umgehen soll, wenn sie nicht auf dich hören. Von ihren Eltern, oder Umfeld sind sie sich gewöhnt, dass man sie anschreit, sie anbrüllt und sie schlägt. Ja und wenn ich dann komme und Sie zwar mit bestimmter Stimme, aber dennoch höflich zurechtweise, - tja, dann kann man sich ja denken wiviel das nützt. Trotzdem kennen sie mich mittlerweile und wissen wie ich ticke. Auch habe ich das Gefühl, dass ich härter, klarer und wenn es sein muss auch mal heftig mit ihnen schimpfe und sie zurechtweise. Einfach weil es hier nicht anders geht. Einmal sagten die Kinder im Nachhilfeunterricht von Daniela zu ihr, dass sie auch einen „Schlagstock“ braucht, damit sie auf sie hören! Die Kinder sagten das von sich aus zu ihr! Das finde ich echt krass.

Priska erzählte mir auch zu jedem Kind ihre „Lebensgeschichte“. Von wo sie kommen, wer ihre Eltern sind, was sie schon alles erlebt und durchgemacht haben mit ihren fünf Jahren. Da hab ich dann plötzlich wieder Verständnis und kann ihr Verhalten nachvollziehen. Mariama Chinoise Eltern zB. sind beide schon gestorben und sie wächst jetzt bei ihrer Großmutter auf. Sie muss viel arbeiten und wird von einem Ort zum anderen geschoben. Sie wurde jetzt schon von längerer Zeit nach Labe geschickt und dort jemandem anvertraut. Ob sie nochmals zurück kommt weiß ich nicht. Oder Sekou´s Vater der trinkt und seine Frau und die Kinder oft schlägt.

Da ist es dann schön zu sehen, dass es auch anders geht, wie bei Koumba und ihrer Familie. Koumba ist das Mädchen, das geistig und körperlich behindert ist. Doch es ist wahnsinnig schön zu sehen, wie die Familie auf sie schaut und sich um sie sorgt. Sie schauen darauf, dass sie immer in den Kindergarten kommt und immer schön sauber angezogen ist. Priska hat gesagt, dass sie das in ihren ganzen 4-5 Jahren, die sie hier ist noch nie so erlebt hat.

Auch ist es schön, dass die Kinder gerne in den Kindergarten kommen! Jedes Mal um 10 vor 4 pfeife ich drei Mal mit der Pfeife. Da die Kinder aus der Nachbarschaft von Rychens kommen, können sie es gut hören. Noch bevor ich wieder zur Tür ins Haus gegangen bin, kommen sie schon rennend zur Tür hineingeflogen.

Berufsschule:

Matthias, Tobi und Simon konnten vor ein paar Wochen endlich mit dem Bau der Berufsschule beginnen. Neben Der Schule „Action Vivre“ (1. – 10- Klasse), ist die Berufsschule ein weiteres Projekt hier in Gaoual. Wenn alles nach Plan läuft fangen sie im September mit dem unterrichten und ausbilden an! Doch so einfach ist es eben leider nicht. Das Bauen würden sie am liebsten mit den lokalen Leuten hier aus Gaoual machen. Doch in Gaoual gute Leute zu finden ist nicht leicht. Alle wollen zwar Geld verdienen, doch nichts dafür tun. Mit ewigen Diskussionen geht die meiste Zeit drauf.

Schule Action Vivre:

Die Schule der Mission ist eine Privatsschule und hat (für guineische Verhältnisse) einen guten Ruf. Die Lehrer sind Christen, und kommen regelmäßig zum Unterrichten in die Schule – nicht wie in den öffentlichen Schulen, wo man halt mal kommt und geht wie man grad so möchte. Jedoch ist es auch in dieser Schule alles andere als immer schön und super. Die Lehrer trinken und der Direktor sackt hinterm Rücken Geld ein. Ein weiteres großes Thema sind die Schüler die umfliegen. Ja ihr habt richtig gelesen – Vor allem Mädchen fliegen der Reihe nach um. Sie sind von Geistern besessen, zittern am ganzen Körper und man kann sie schwer wieder bändigen. Als ich in Labe war, habe ich es einmal vor einer Schule miterlebt. Es war ein schrecklicher Anblick.

Geister und Hexen sind hier sowieso viel präsenter als bei uns. Bei uns erklärt man sich alles mit nachvollziehbaren rationalen Dingen. Hier sind es immer die bösen Geister. ZB. wurde bei uns in der Gegend ein Baum gefällt, weil sie sagten, dass Hexen in diesem Baum leben und sie sie mit eigenen Augen gesehen haben.

Hitze:

Als wir von Dalaba zurückkehrten traf mich fast der Schlag. Bzw. eine mega Hitzewelle! Während es in Labe und Dalaba schön angenehm war, da es auf einem Hochplateau liegt, war es in Gaoual unausstehlich heiß! März und April sind die heißesten Monate. Man sitzt, oder steht da und der Schweiß rinnt einfach nur so runter. Man hält sich die ganze Zeit fast nur noch draußen auf, da es im Haus total aufheizt. Auch in der Nacht schlafe ich jetzt draußen, oben auf unserer Terrasse. Das jedoch liebe ich! Unter klarem Sternenhimmel einzuschlafen, während die Temperaturen angenehm bzw. gut auszuhalten sind – nicht wie drinnen, wo man platschnass aufwacht.

Der Staub ist auch so eine Sache. Da wir gerade in der Trockenzeit sind, ist alles logischerweise total trocken! :P Üüüüüberaaaall Staub! Das Haus könnte man jeden Tag zweimal putzen, die Füße sind nach einer Stunde rumlaufen auf der Straße fast genauso braun wie bei den Afrikanern, Und von den Autos und den Motos wird der Staub total aufgewirbelt, so dass man einen guten Sicherheitsabstand einhalten muss, um nicht alles in die Augen zu bekommen und mit einer roten Staubschicht bedeckt zu werden.

Tja c´est la vie.

Wünsche euch schöne Tage bei eurem Frühlingshaften (für mich momentan unvorstellbarem) Wetter und bis zum nächsten Mal!

Eure Nadina